Arcadien erwacht

Titel: Arkadien erwacht
Reihe: Ja, Erster Band der - Arkadien - Buchreihe
Sprache: Deutsch 
Autor: Kai Meyer
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3-551-58201-0
Preis: 19,90 $ (D) Hardcover
8,99 $ (D) Taschenbuch
Seiten: 415
empfohlenes Alter: ab 14
Erschienen: 14. Januar 2010
Leseprobe 
Sie wartete. Zögerte. Dann zog sie den Kopf zurück, bevor sich ihre Lippen berühren konnten. Einen Herzschlag lang sah er verletzt aus, aber dann lächelte er, blinzelte in die Sonne und sagte: "Wenn es so weit ist, dann will ich dabei sein." "Wenn was so weit ist?" "Wenn du allen anderen nicht mehr in die Augen schauen kannst, als hätten sie dir gerade den Krieg erklärt. Und wenn du merkst" - er deutete nach vorn über die Schlucht - , "dass manches zwar aussieht wie das Ende der Welt, sie in Wahrheit aber weitergeht, drüben auf der anderen Seite."
Schon bei ihrer Ankunft auf Sizilien fühlt sich Rosa wie in einem alten Film – der Chauffeur am Flughafen, der heruntergekommene Palazzo ihrer Tante und dann die Gerüchte um zwei Mafiaclans, die seit Generationen erbittert gegeneinander kämpfen: die Alcantaras und die Carnevares, Rosas und Alessandros Familien. Trotzdem trifft sich Rosa weiterhin mit Alessandro. Seine kühle Anmut, seine animalische Eleganz faszinieren und verunsichern sie gleichermaßen. Doch in ihm ruht ein unheimliches Erbe, das nicht menschlich ist.

Heute stelle ich euch mal eines meiner Neuzugänge dieses Monats vor. Und was soll ich sagen. Schaut euch einfach mal dieses Cover an. Zu 90% war das Buch wohl wirklich ein absoluter Coverkauf gewesen. Ich hatte mich schon vor dem Klappentest einfach darin verliebt. Diese Stimmung in dem Motiv, der Baum, die Kleckse und Schnörkel erben einfach etwas, dem ich mich nicht entziehen konnte. 
Auch in bei der Innengestaltung lässt sich der Carlsen-Verlag nicht Lumpen. Jedes Kapitel wird mit einem Ornament eingeleitet, welches an ein Herz erinnert. 

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 Von Piper Taschenbuch gibt es noch eine schöne Covervariante. (Taschenbuch 9,99 $(D)) Zwar kommt es, meiner Meinung nach, nicht an das tolle Cover des Hardcoverexemplars ran, aber mit der gefärbten Python hat es auf jeden Fall auch was.

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Auch die Fans von englischer Lektüre kommen bei diesem Buch nicht zu kurz. Das Cover gefällt mir auch sehr gut. Gerade der Panther mit diesem Schriftzug und den Seitenverzierungen. Toll.
Im Schnitt kann man also sagen, dass jede Variante wirklich etwas für sich hat. Nur seinen Liebling muss man noch selber finden ;)
 Erster Satz- Über dem Atlantik weckte sie die Stille.

Es soll ein Schlussstrich sein. Eine Ruhepause. Ein Stillstand. Einmal durchatmen.
All das hoffte Rosa in Sizilien zu finden. Doch schon im Flugzeug scheint das Schicksal andere Pläne mit ihr zu haben, als sie Alessandro begegnet, der ebenfalls auf den Weg nach Sizilien ist, um seinen toten Vater zu beerdigen.
Er ist nett.
Gut aussehend.
Anstehender Capi der Carnevares und somit der erbitterste Feind der Alcantaras.
Ihr erbitterster Feind.
Wie ungünstig nur das an Rosa diese ganze Mafia-Clan-Feindschaft irgendwie vorbeigegangen ist. Und auch Alessandro scheint nicht mal annähernd so aggressiv drauf zu sein wie sein Großcousin Tano zum Beispiel. Doch diese Freundschaft steht von Beginn an unter keinem wohlwollendem Stern. Doch bald beginnen sich die Geschehnisse zu überschlagen. Als Tano sich entschließt einen neuen Clankrieg in die Wege zu leiten stehen bald Rosa und Alessandro auf der Abschussliste. Doch nicht nur sie bewegen sich gefährlich nahe am Abgrund.
Und was hat dieses Foto zu bedeuten?
Kai Meyer hat eine Art den Leser in seinen Büchern gefangen zu nehm, wie es wohl kein Zweiter kann. Ein Stil, so bildhaft und atmosphärisch, dass es keine langen Vorreden oder Beschreibungen brauch, um Szenen lebendig werden zu lassen. Charaktere erhalten eine Gestalt, durch Wort eine Stimme und durch Taten ihre Tiefe. Gleichzeitig fließen Wendungen ein, die man so nie erwartet. Stolpert über Ereignisse, die verblüffen oder über Momente die zum Schwärmen, zittern oder Atem anhalten animieren.
Im Buch begleiten wir Rosa durch ein Abenteuer, den der Klappentext nicht einmal annähernd in Worte fassen kann. Und auch ich muss sagen, es ist fast schon unmöglich all diese Ereignisse zu beschreiben. Nicht weil so viel Unwichtiges dabei ist, sondern eher gerade, weil alles irgendwie von Bedeutung ist.
Geschrieben ist die Geschichte aus Rosas Sicht. Ich finde es gut so gewählt, den man blickt schnell tiefer in ihren Charakter.
Rosa ist der erste Charakter, dem wir in diesem Buch begegnen. Anfangs mag sie auf den ersten Blick etwas sonderbar wirken. Sie Stil, ist alles andere als auf den Mund gefallen und auch ihre Art muss man erst zu greifen wissen. Aber wer einmal darunter blickt, sieht auch ein ganz anderes Mädchen. Eines das sich nicht von den Schatten ihrer Vergangenheit, einem Mord, den sie begannen, hat, unterkriegen. Sie bleibt stehen. Ist Stolz und ehrlich. Lässt sich nicht unterkriegen und schafft es trotz allem immer weiter zu hoffen.
Alessandro ist der zweite Charakter. Ich war ihm ja wirklich vom Beginn an verfallen. Von der Art her war er sehr ruhig, aber wenn ihn sein Temperament überrannte, zeigte er, im wahrsten Sinne des Wortes, ein ganz anderes Gesicht. Dabei blieb er Rosa gegenüber jedoch immer ehrlich. Zwar gab es Dinge, die er nicht erzählte, aber lügen tat er nicht.
Aber ach die Nebencharaktere ließen nichts zu wünschen über. Sei es ihre Schwester Zoe, die etwas naiv dem vermeintlichen Glück hinterherrannte, ihre Tante, die das Leben Hart hatte werden lassen, Tano, der nur nach Blut und Macht dürstet oder die süße Iole, die mich durch ihre zarte Stärke unheimlich beeindruckt hat.

Am meisten herausnehmen möchte ich hier einmal die Charaktere. Es war unheimlich erfrischend, einmal nicht die "typischen" Persönlichkeiten abgedeckt zu sehen. Nein. Jede war von sich aus einzigartig. Da wäre Rosa die Trotz ihrer Vergangenheit und glaubt mir, die meisten würden einfach nur irgendwo liegen bleiben, sich nicht unterkriegen lässt. Sie ist so weit von einem nervigen -Schrei-Chara entfernt, wie man es sich nur vorstellen kann. Das heißt nicht das sie Mega-Furchtlos ist. Nein, Angst hat sie auch, aber sie lässt sich nicht unterkriegen und tut, was sie für das Richtige hält. Dabei sie töten und, gerade das fand ich toll, legt sich danach nicht reuevoll und heulend in die nächste Ecke, nein sie macht weiter!
Alessandro dasselbe. Er tut, was er für richtig hält, ohne sich von außenstehendem Hass beeinflussen zu lassen. Macht er Fehler, so steht er dazu und bereut es.
Es ist ein Hochgenuss das zu lesen. Noch ein Grund mehr, warum ich die Bücher von Kai Meyer so sehr liebe. Er weiß, wie man Charaktere erschafft, die im Gedächtnis bleiben. Als Beispiel wäre hier auch die Reihe um die "Fließende Königin" zu erwähnen. Als Kind gelesen und nie vergessen können. (Zum Glück habe ich die Bücher wieder auf dem SuB♥) Genauso ist dieses Buch. Man ließt es. Beendet es. Aber los lässt es deswegen einen noch lange nicht.
Eines muss ich aber definitiv noch erwähnen. Wer hier eine Schmalzige Romaze a la -Wir Heiraten, obwohl wir den Namen des anderen noch nicht mal aussprechen können- befürchtet, wird absolut enttäuscht/oder beruhigt werden. Die Liebesgeschichte ist so wunderbar zart und vor allen in einer sehr realistischen Geschwindigkeit, dass es diesem Buch noch einmal das gewisse Etwas verleiht.
Falls ihr also Lust auf tolle Charaktere, eine einzigartige Story voller Geheimnisse und eine Fesselnde Atmosphäre habt, dann seid ihr bei dem ersten Band der Arkadien-Trilogie wunderbar aufgehoben.
6 von 6 möglichen Krümeltörtchen verdient sich Kai Meyer mit diesem Start in eine wundervolle Trilogie.

 

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