Dracula, my Love - Das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my Love - Das geheime Tagebuch der Mina Harker
Reihe: Nein (Einzelband)
Sprache: Deutsch
Autor: Syrie James
Verlag: atb (aufbau taschenbuch)
ISBN: 978-3-7466-2625-3
Preis: 12,95 $ (D) Lightcover
Seiten: 521
Erschienen: 15. November 2010
empfohlenes Alter: ab 16 (Es ist zu empfehlen Stokers Dracula zuvor zu lesen)
Leseprobe 

Niemals werde ich vergessen, wie mich der Zauber überkam, wenn ich mich in seine Umarmung schmiegte, wenn er mich mit seinem Blick und dem Magnetismus seiner Augen fesselte, wenn ich in seinen Armen über die Tanzfläche wirbelte. Noch immer rieseln mir Schauer der Wonne über den Rücken, wenn ich mich des schwindelerregenden Gefühls erinnere, schnell wie das Licht mit ihm durch die Lüfte zu fliegen, wenn ich mich daran erinnere, wie er mich mit leisesten Berührungen vor unvorstellbarem Entzücken und Verlangen aufstöhnen ließ. Doch am wunderbarsten waren jene endlos vielen Stunden, die wir im Gespräch verbrachten ...

  
Die legendäre Geschichte des Grafen Dracula erstmals aus weiblicher Sicht. England 1890: Mina ist glücklich mit Jonathan Harker verlobt, als sie sich in den charmanten Herrn Wagner verliebt. Selbst als sie bereits mit Jonathan verheiratet ist und erfahren muss, dass der faszinierende Fremde und der gefürchtete Graf Dracula ein und dieselbe Person sind, kann sie nicht von ihm lassen.In ihrem intimen Tagebuch enthüllt und Mina Harker, das in Wahrheit alles noch viel erregender war, als es Bram Stoker in seinen Roman "Dracula" geschildert hat.

Wie man es nicht anders von einem Dracula-Roman erwarten würde, so ist auch dieses Buch größtenteils von schwarz eingenommen. Nur auf der linken Seite des Covers sieht man leicht beleuchtet die Halsseite mit den Blutigen Bissmalen. 
Die Interpretation tut sich da einfach. Ein schlichtes Cover das einen vielleicht auf den ersten Blick nicht vom Hocker reißt, aber durchaus seinen Charme hat.


Erster Satz - "Sieben lange Jahre sind vergangen seit jener ersten langen Nacht, da er das erste Mal in meinem Schlafgemach erschien, sieben lange Jahre, seit jene gespenstischen, unglaublichen und gefährlichen Ereignisse geschahen.

England 1890.
Mina ist glücklich mit Jonathan Harker verlobt und macht, während selbiger eine wichtige Geschäftsreise nach Transsylvanien absolviert, Ferien mit ihrer besten Freundin Lucy in Whitby. Dort, an einem Tag auf den Klippen, trifft sie den attraktiven Heern Wanger und verliebt sich in ihn.

 Ganz gleich, wie sehr ich mich bemühte, ich konnte nicht aufhören, an Herr Wagner zu denken. Den lieben langen Tag wanderten meine Gedanken immer wieder zu den Gesprächen, die wir geführt hatten, und dazu, wie ich mich gefühlt hatte, als er mich beim Walzer in den Armen hielt.

Die Liebe auf welche sie sich allerdings eingelassen hatte, war jedoch noch viel gefährlicher und verruchter als sie zu diesem Zeitpunkt glauben mochte. Selbst als sie mit Jonthan verheiratet war, erkannt hatte das der junge Herr Wagner und der Graf Dracula ein und derselbe waren, konnte sie ihn nicht aufgeben. Doch ihre Männer waren gewillt ihn zu töten. Mina musste ihm helfen ... 


Lange Schachtelsätze, viele Kommas und eine wunderschöne beschreibende Sprache. So stellt uns Syrie James ihr Buch vor. Lesewillige sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen, denn obwohl manche Sätze gerne mal ihre vier oder fünf Zeilen lang sind, merkt man es nicht. Es ließt sich fließend und frei.

Wer Stokers Dracula schon gelesen hat, und das ist empfehlenswert um dieses Buch wirklich genießen zu können, dem kann man nur noch wenig über die einzelnen Charakter erzählen. Sie sind ziemlich interpretationstief. Für die einen sind die Männer die sich auf die gefährliche Jagt nach Dracula begeben, die Helden. Für welche wie mich, die eher mit Dracula sympathisieren, sind sie die Mörder in diesem Buch. Und besonders Dracula,my Love zeigt diese Kluft noch einmal sehr gut. Immerhin gibt Mina in ihrer unvoreingenommen und klugen Art ihrem Vampir einmal die Chance sich zu rechtfertigen.


Wer Dracula gelesen hat kann mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage das sehr viele Fragen offen bleiben. Dracula und Mina verschwinden zwischenzeitlich fast völlig in der Versenkung und bis auf Rachegedanken und Hetzerein, gegen ein Geschöpf das sie nur zu verstehen glauben, führen durch die Seiten. 
Ich habe Stokers Dracula geliebt und gehasst gleichermaßen weswegen ich unglaublich Glücklich bin ´Dracula, my Love´ in den Händen zu halten. Es ist wie eine fehlende Seite. Ein Kapitel, ein ganzes Buch! 
Nicht nur die beflügelnden Gespräche zwischen Mina und Dracula waren ein Hochgenuss sondern auch ihre spezielle Beziehung zueinander, die auf Vertrauen und Liebe beruhte.
Was mich jedoch am meisten bewogen hatte, war die bloße Tatsache das Mina ihn nicht als Scheusal und Blut-Geiferendes Monster abtat, sowie es ihr Mann und ihre Freunde ja so gerne taten, sondern Fragen stellte! Sich selbst ein Urteil bildete und dem Vampir einmal überhaupt die Chance gab sich für Dinge zu erklären. 

"Und dann haben Sie sie umgebracht!"
"Ich habe Lucy nicht umgebracht. Das war das Werk ihres Doktors van Helsing."

Draculas Verteidigung ist Logisch und auch im weiteren Verlauf zeigt sich oft wie sehr die Männer in ihrem blindem Hass doch  alles schlechte nur seinem Werk zurechnen, anstatt einmal über ihren Tellerrand zu blicken. Vielleicht sogar zuzulassen das es eine andere Erklärung gibt.
"Jonathan sah, wie sie mit Fäusten an das Burgtor hämmerte, schluchzte und verlangte, du solltest ihr vermisstes Kind zurückgeben. Dann umringte sie ein Rudel Wölfe und töteten sie."...
"Spricht dein Ehemann meine Muttersprache?"
"Nein."
"Wie konnte er dann wissen was die Frau gesagt hat? ..."

Letzter Satz - "Mein Leben gehört jetzt mir, und ich weiß das es besserso ist."


Nicht nur für Stoker Fans ist dieses Buch eine Zugabe, sondern auch für die Liebhaber anspruchsvoller Vampir-Literatur bringt ´Dracula, my Love´ den Leser dazu Dinge die so fest und standhaft schienen zu überdenken. Seine Meinung vielleicht zu überdenken, oder sich darin zu verfestigen. Das Buch selbst endet auf eine Weise die erst klar und dann doch völlig offen erscheint. Es bleiben Fragen. Die bleiben bei jedem Buch. Lässt es nach einer Fortsetzung rufen, die wir alle wohl nur in unseren Köpfen durchspielen können. 
Ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen.


Volle Punktzahl und eine Topempfehlung für jeden Vampirliebhaber der mehr will als die stumpfe Trennung zwischen gut und böse.  

 

 

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